Artikel vom 04.10.2022
CSU-Achental
CSU diskutierte über die Nutzung erneuerbarer Energien
Das Achental und die Zauberworte Biomasse, Photovoltaik, Wasserkraft und vor allem Windenergie – für die CSU in den Ortsvereinen des Achentals ein wichtiges Thema. Intensiv ließen sich mehr als 60 Kommunalpolitiker durch Experten in der Achentalhalle in Unterwössen über die Möglichkeiten erneuerbarer Energien in ihren Gemeinden informieren.
Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer des Ökomodell Achental und des Biomassehofs Achental stellte den Biomassehof in Grassau vor. In der Zukunft seien weitere Anlagen in Rottau und in Marquartstein zusammen mit den Gemeindeverwaltungen geplant. Eine Gemeinschaftsbiogasanlage in Übersee sei leider gescheitert, doch jetzt plane man eine Agri-Photovoltaik-Anlage als Pilotprojekt. Nach den Worten von Dr. Birgit Seeholzer, Geschäftsführerin der Chiemgau GmbH mit der Wirtschaftsförderung, sei im Landkreis die Biomasse der größte Energieerzeuger auf dem Sektor der erneuerbaren Energien, gefolgt von Wasserkraft und Photovoltaik. Für die Nutzung der Windkraft kommen im Achental wohl nur höhere Lagen in Frage, meinte Seeholzer, da es in den Tälern zu wenig Fläche, zu wenig Wind und zu geringe Windgeschwindigkeiten gäbe.
Peter Beermann, Geschäftsführer der Beermann Energiesysteme GmbH München, und seit 2020 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium ernannter „Windkümmerer“ für Oberbayern, erklärte, dass die 2014 erlassene „10-H-Regel“ den Bau neuer Windkraftanlagen in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht habe. Hier habe der Landesgesetzgeber nun nachgebessert. Ab 2024 würden Vorrangflächen nach neuen Gesichtspunkten ausgewiesen, was Waldflächen für den Bau von Windkraft verstärkt in den Fokus rücken lassen würde. Auch gebe es zukünftig umfangreiche Ausnahmen von der beschriebenen „10-H-Regel“. „Wir stehen hier vor einer Zeitenwende mit Verpflichtung zum Erfolg. Ohne Windenergie gibt es keine Klimaneutralität und keine sichere Stromversorgung bzw. Strompreise“, so Beermann.
„Wir dürfen uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen!“
Georg Huber, der Sprecher des Aktionsbündnisses "Bürgerwindräder im Landkreis Traunstein" und Vorsitzender des Kreisverbandes Traunstein der ÖDP, hielt ebenfalls ein eindringliches Plädoyer für die Windkraft. Jetzt bestünde noch die Möglichkeit Großinvestoren und Energiekonzerne von außerhalb zu verhindern. „Wir dürfen uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, es pressiert!“, so Huber.
Die Erwartungen an baldige Windkraftnutzung in der Region und im Achental dämpfte der Abteilungsleiter für Bauen und Umwelt im Landratsamt Traunstein und Jurist, Christian Nebl. Der aktuell geltende Regionalplan weise südlich der A8 keine Windvorranggebiete aus, was gegenwärtig ein Verbot der Windenergienutzung in diesem Raum bedeute.
In der anschließenden Diskussion fragte Marquartsteins Erster Bürgermeister Andreas Scheck, ob auch kleinere Windräder wirtschaftlich sinnvoll sein könnten. Peter Beermann erwiderte, dass es in den Tälern in der Regel schon nicht genug Wind und Windgeschwindigkeit für große Windräder geben würde. Ludwig Entfellner, Erster Bürgermeister von Unterwössen, berichtete, dass in seiner Gemeinde zwei Standorte für Windräder auf etwa tausend Meter Höhe aufgrund einer Analyse gefunden worden seien. Hier sei die Frage ob die Bürgerinnen und Bürger das dann auch wollen. „Ich denke, es wird gewollt sein und wir müssen es auch wollen.“
Schlechings Erster Bürgermeister Josef Loferer meinte, es sei wichtig , interkommunal zusammen zu stehen, weiterzumachen und etwa auch an eine Fortschreibung des Regionalplans zu denken.
Josef Jahner, Altbürgermeister von Palling, und Thomas Schmidinger, Erster Bürgermeister von Schnaitsee, beide kommen aus „Windradgemeinden“, ermutigten zur Förderung der Windkraft. Der Schlüssel wäre vor allem die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Stefan Kattari, Grassaus Erster Bürgermeister, meinte abschließend: „Wir sollten alle Möglichkeiten prüfen, soweit möglich sinnvoll nutzen und dabei gemeinsam handeln. Es ist an uns, gemeinsam kluge Lösungen zu finden und so zu erarbeiten, dass diese nicht abgelehnt, sondern realisiert werden können.“