Ortsverband Ottensoos

80 Jahre Kriegsende 08.05.2025

Rede-Beitrag von Bürgermeister Klaus Falk

80 Jahre Kriegsende 08.05.2025; 19.00 Uhr
Feierliches Glockengeläut und anschließender Dankgottesdienst, gestaltet vom Friedensgebetsteam

Rede-Beitrag von Bürgermeister Klaus Falk

Kriegsende in Ottensoos: 
Vor 80 Jahren war dann auch der Krieg für Ottensoos zu Ende: Am 16. April 1945 erreichten amerikanische Truppenverbände von Norden her Ottensoos, auch die wenige Tage vorher noch durch ein Sprengkommando gesprengte Pegnitzbrücke konnte sie nicht aufhalten.
Bürgermeister Hans Walter in Vertretung des noch im Feld befindlichen August Gulden übergab den Ort gottseidank kampflos.
Weitaus mehr Ottensooser als im I. Weltkrieg ließen in diesem II. Weltkrieg ihr Leben: Insgesamt 78 Männer starben während des Krieges, in Kriegsgefangenschaft oder galten als dauerhaft vermisst. Ihre Namen finden sich auf den Gedenktafeln im Ehrenmal in unserem Neuen Friedhof in Ottensoos.
Hinzu kommen die mindestens 24 jüdischen Opfer aus Ottensoos, so dass insgesamt mehr als 100 Menschen und damit in etwa 11 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung ihr Leben lassen mussten.
(entnommen aus: „Ottensoos – Ein Streifzug durch elf Jahrhunderte Geschichte“, Martin Schieber, 2003)

Seit dieser Zeit gilt das Mantra:
Nie wieder! Und die Frage: Wie konnte es soweit kommen, hat viele beschäftigt.

Vom Ende her betrachtet, ist es kaum zu erklären, wie es so weit kommen konnte, zu diesem unsäglichen Leid und unmenschlichen Gräueltaten.
Von vorne her betrachtet, wird eine Antwort einfacher:
Es gab über Jahre eine zunächst schleichende Entwicklung, die dann mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten rasch diese verhängnisvolle Dynamik entwickelte.

Aus den 1920er Jahren heraus, in Stichpunkten: Der verlorene 1. Weltkrieg, ein als Schmach empfundener Diktatfrieden, der zunehmende Antisemitismus, die Zersplitterung der Parteienlandschaft in der Weimarer Republik, die Aushöhlung der Demokratie, die Weltwirtschaftskrise, und die politische Handlungsunfähigkeit führten letzten Endes dazu, dass 1933 die Nationalsozialisten mit demokratischen Mitteln an die Macht kamen und das Verhängnisvolle, das Ungeheuerliche seinen Lauf nahm.

Unsere Aufgabe heute:
Aus diesem Wissen heraus und mit dieser Dankbarkeit, dass es ein Ende und einen Neuanfang gab, haben wir heute mehr denn je die Verantwortung, an diese Zusammenhänge zu erinnern und anzumahnen, es besser zu machen, rechtzeitig klare Kante zu zeigen und zu sagen: Stopp, bis hierher und nicht weiter!

An der Stelle würde ein Pessimist sagen: Es hilft doch nichts,
„Geschichte wiederholt sich“
Dem ist ganz entschieden entgegen zu halten: 
Aber nicht von selbst: Wir sind es, die möglicherweise zulassen, dass sie sich wiederholt:

Wir müssen deshalb schauen, was da an den politischen Rändern, nicht nur rechts, sondern auch im linken Spektrum passiert. Und da sind nicht nur die Parteien unterwegs, sondern auch andere Interessensverbände, NGO´s, Medienvertreter usw., die versuchen, unsere Meinung zu beeinflussen.

Und genau deshalb müssen wir selbst mit unserer Einstellung und unserer Haltung in der politischen Mitte bleiben, nicht den Populisten, den Täuschern und Meinungsmanipulierern, den Spaltern und den Demagogen hinterherlaufen, sondern ganz bewusst unseren eigenen Beitrag für Demokratie, für eine offene Gesellschaft und Staat leisten durch umfassende Information und Analyse der Geschehnisse, und durch unser Auftreten. 

Geschichte wiederholt sich:
Es liegt an uns, aus diesem Kreislauf aktiv auszubrechen.