nach Amthors-Affäre die Wirtschaft
Karl-Theodor zu Guttenberg steigt bei Augustus Intelligence aus
Das KI-Unternehmen, das durch die Affäre um Philipp Amthor in die Schlagzeilen geriet, verzeichnet weitere Abgänge. Wie WELT exklusiv erfuhr, zieht sich unter anderem Karl-Theodor zu Guttenberg aus dem Start-up zurück. Wer Nachfolger wird, scheint festzustehen.
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Sieben Wochen nach dem Rückzug des CDU-Politikers Philipp Amthor steigt jetzt auch der Ex-Wirtschaftsminister und Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg aus der Führung des US-Unternehmens Augustus Intelligence aus. Das Start-up mit einem Schwerpunkt in der Anwendung künstlicher Intelligenz bestätigt WELT den Rückzug des CSU-Mitglieds.
Der 48-Jährige sei von seinem Amt als Mitglied des Verwaltungsrats zurückgetreten, heißt es. Offensichtlich löst sein Rückzug einen Komplettumbau des Führungsgremiums aus. Das Unternehmen mit Sitz in New York teilt mit, dass es zu einer Neubesetzung des gesamten zuletzt dreiköpfigen Verwaltungsrats kommt.
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Ohne zu Guttenberg namentlich zu nennen, heißt es, dass die Neubesetzung erforderlich wurde, weil „ein Verwaltungsratsmitglied ausgeschieden“ sei und ein weiteres Mitglied „kurz vor dem Ausscheiden“ stand. Die Neubesetzung des Verwaltungsrats habe also kurz bevorgestanden „und konnte nicht bis zu einer Generalversammlung verschoben werden“, wo die Aktionäre entscheiden. In der Mitteilung werden keine Angaben gemacht, ob zu Guttenberg nach seinem Ausscheiden weiter Anteile an dem Unternehmen hält.
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Das verschwiegene US-Unternehmen mit Tochterfirmen in Paris und München hat bislang keine internen Strukturen veröffentlicht. Branchenkenner gehen davon aus, dass nach dem Ausscheiden von Philipp Amthor zuletzt neben zu Guttenberg auch der 33-jährige Unternehmensgründer Wolfgang Haupt sowie Mitgründer Pascale Weinberger in dem Kontroll- und Führungsgremium saßen.
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Neu einziehen sollen jetzt den Angaben zufolge die US-Topanwältin Kathleen Barnett Einhorn, der Berater Wilko von Pelchrzim und Prinz Stefan von und zu Liechtenstein. Der liechtensteinische Ex-Botschafter in Berlin ist privat als Unternehmer tätig und seit Beginn 2018 Investor bei Augustus Intelligence.
Das neue Führungsgremium stehe vor einem Neuanfang und könne sich auf das beträchtliche Geschäftspotenzial konzentrieren, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Gewürdigt werden die Verdienste von zu Guttenberg in den vergangenen 13 Monaten. Er habe die Vision von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt, „und wir hoffen, dass er mit uns in Verbindung bleiben wird, während KI weiter wächst“.
Das Unternehmen Augustus Intelligence rückte Mitte Juni durch eine Lobbyismusaffäre des 27-jährigen CDU-Politikers Philipp Amthor in die Schlagzeilen. Der Spiegel berichtete, dass Amthor im Herbst 2018 mit einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) um politische Unterstützung für das Unternehmen gebeten hatte. Amthor trat nach der Veröffentlichung der Details zurück und bezeichnete seine Verbindung samt den in Aussicht gestellten Aktienoptionen als „Fehler“. Am 19. Juni 2020 teilte das Unternehmen mit, dass der Unternehmensgründer Haupt sein Mandat vorübergehend aussetzt. Der Vorgang um Amthor sollte unabhängig untersucht werden.
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