NU-Landrat Geßner:
"Ich erwarte sofortiges Handeln"
Vielen herzlichen Dank für die Berichterstattung von WILLI BÖHMER, swp
Das Zugunglück von Kellmünz habe ihn zutiefst erschüttert und betroffen gemacht, schreibt der Neu-Ulmer Landrat Erich Josef Geßner (CSU) in einem Brief an dem Vorstandsvorsitzenden der Bahn, Rüdiger Grube. Zumal es sich um ein Ereignis gehandelt hat, "bei dem die Absicherung dieses Bahnübergangs meines Erachtens unzureichend war". Eine 46-jährige Frau aus Osterberg hatte am 17. Juli vermutlich wegen der tiefstehenden Sonne den nahenden Regionalzug übersehen. Die Regionalbahn erfasste ihren Pkw, wurde aus dem Gleis geworfen und stürzte um, die 46-Jährige ringt noch heute in der Klinik um ihr Leben. Im Zug wurden viele Fahrgäste verletzt.
Inzwischen haben Mitarbeiter des Landratsamts Neu-Ulm in einer turnusmäßigen Straßenverkehrsschau auch den Bahnübergang in Kellmünz besichtigt. An diesem Termin nahmen auch Vertreter des ADAC, der Verkehrs- und der Bundespolizei, des Staatlichen Bauamts Krumbach, der Verwaltungsgemeinschaft Altenstadt, des Eisenbahn-Bundesamts und der DB Netz AG teil. Geßner zitiert in dem Schreiben an Grube aus dem Protokoll: "Da die Sicherungsmaßnahmen total überaltert sind und dem heutigen Standard längst nicht mehr entsprechen, ist eine Umrüstung aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend geboten." Wegen der ungünstigen Sichtverhältnisse an dieser Stelle und der vor allem in den Sommermonaten häufigeren Querung durch Fußgänger und Radfahrer von und zum Badesee sei als Sofortmaßnahme die Nachrüstung eines Läutwerks dringend empfohlen worden. Die Niederlassung Süd der Deutschen Bahn AG, die diese Stellungnahme erhalten hat, habe dieser Darstellung weder widersprochen noch darauf reagiert. "Wenn ich bedenke, dass bereits 1995 für besagten Bahnübergang in Kellmünz Überlegungen für eine Entschärfung angestellt wurden, kann ich kein Verständnis dafür aufbringen, wenn bis heute keinerlei Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergriffen wurden."
Das Geschehen mache ihn insofern besorgt, als sich ein solches Unglück an anderen Stellen im Landkreis Neu-Ulm jederzeit wiederholen könne. Schließlich gebe es noch sechs weitere Bahnübergänge, die ähnlich schlecht gesichert seien:
der Ölmühlweg in Illertissen,
der Binsengrabenweg in Illertissen
der Stadtpark in Senden,
die Haydnstraße in Senden,
die St.-Wolfgang-Straße in Gerlenhofen und
der Eulesweg in Neu-Ulm.
Geßner weist auf den Übergang Binsengrabenweg in Illertissen hin. "Dort kam es 2003 zu einem Unfall, bei dem ein 16-Jähriger sein Leben lassen musste." Erst sechs Jahre später habe die Deutsche Bahn AG beim Eisenbahn-Bundesamt den Antrag gestellt, ein Planfeststellungsverfahren zur Erneuerung dieses Bahnübergangs einzuleiten. "Obwohl dieses Verfahren Ende 2010 abgeschlossen wurde, sind die längst überfälligen Maßnahmen bisher nicht ergriffen worden."
"Ich muss darauf bestehen, dass die offensichtlich vorhandenen Sicherheitsprobleme an den unbeschrankten Bahnübergängen in unserem Landkreis nunmehr zeitnah behoben werden", verlangt Geßner von Grube. "Schließlich muss es auch Ihr Bestreben sein, den zunehmenden Verkehr auf der Illertalbahn so sicher wie möglich abzuwickeln. Ich erwarte deshalb ein sofortiges Handeln." Eine Kopie des Briefes ging an das Bundesverkehrsministerium, an das bayerische Wirtschafts- und Verkehrsministerium und an den Markt Kellmünz.