Altstadtkurier - Spannende Einblicke auf die „Freunde der Residenz“
Spannende Einblicke auf die „Freunde der Residenz“
Wie viele Höfe gibt es in der Residenz? Wann und wo in der Residenz wurde das erste Konzert nach dem Krieg abgehalten? Wo befindet sich die gelbe Treppe?
Haben Sie sich je eine dieser Fragen gestellt oder laufen auch Sie oft einfach durch den riesigen Komplex der Residenz oder daran vorbei? Für uns Münchner ganz normal. Doch kennen wir die Geschichte dieses Bauwerks, das so imposant die Altstadt prägt?
Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen, treffe ich den geschäftsführenden Vorstand der „Freude der Residenz“, Herrn Wittermann an einem Samstag am Odeonsplatz. Zusammen betreten wir die Residenz am Zugang zum Kaiserhof, laufen weiter zum Apothekenhof und gelangen schließlich in den Brunnenhof. Ich liebe diesen Hof. Wenn ich mit dem Radl durchfahre, halte ich oft, setze mich auf die Stufen des Brunnens, lausche dem Wasser und genieße die Ruhe in diesem prachtvollen Hof. Heute aber lassen wir uns auf den Stühlen, die für die Konzertabende im Brunnenhof aufgestellt wurden, nieder und ich lausche den Erzählungen von Herrn Wittermann:
Zu Beginn werde ich in die Zeit des Kini versetzt. Wer zum Kini wollte, hielt hier im Brunnenhof, betrat die Residenz vorne durch das Portal, lief durch düstere Gänge, landete im schwarzen Saal und musste über die gelbe Treppe, um in die Räume des Königs zu gelangen. Diese gelbe Treppe wurde nach jahrelangen Restaurationsarbeiten gerade erst im Juni dieses Jahres dem Publikum wieder zugänglich gemacht. Ein kleines Detail, die Wiederherstellung des Bavariareliefs an der Treppe wurde von den Freunden der Residenz finanziert.
Von den Restaurationsarbeiten der gelben Treppe gelangen wir in unserem Gespräch zum 2. Weltkrieg, in dem die Residenz fast komplett zerstört wurde. Auch der Brunnenhof, wo wir gerade sitzen. Und hier taucht in der Erzählung von Herrn Wittermann ein junger Schweizer Architekt auf, der das Schicksal der zerstörten Residenz entscheidend prägte. Tino Walz hatte bereits 1943 einen kleinen Kreis von Freunden, der sich Sorgen um das „nachher“ der Residenz machte, in dem ständig verlegten Notbaubüro um sich geschart. Am 16. Februar 1945 dann schrieb Tino Walz in sein Tagebuch: „Gründung der „Residenz-Freunde“ im kleinen Baubüro. Beschluss, mit den noch zur Verfügung stehenden Ostarbeitern den Grottenhof restlos auszuräumen, damit er für „nachher“ bereit ist. Wir kaufen einen Flügel für zukünftige Konzerte; ein Projektionsapparat wird uns geschenkt“.
Diese Sätze erscheinen mir unglaublich, habe ich doch die Bilder der zerstörten Altstadt Münchens vor Augen. Und mittendrin stehen nun ein Flügel und ein Projektionsapparat.
Und dann, tatsächlich kaum mehr als 100 Tage nach Kriegsende fand am 28. August 1945 das erste Konzert im Grottenhof statt. Tino Walz begrüßte die Teilnehmer mit den Worten: „Wir wollen die schwer getroffenen Denkmäler unserer Kultur nicht aufgeben...“
Nein, die Residenz sollte, auch wenn sie in Schutt und Asche lag, nicht aufgegeben werden. So sammelten die Freunde der Residenz Geld, um sie wiederaufzubauen: Im Dezember 1945 fand der erste Christkindlmarkt im Grottenhof statt. Im Februar/März 1946 folgte die Zinndeckelaktion: Die Freunde der Residenz riefen die Münchner dazu auf, Zinndeckel zu spenden. Damit sollten die Beschläge von Türen und Fenstern verzinnt werden.
Im Mai 1946 wurde dann das Theater im Brunnenhof eingeweiht.
Noch im selben Jahr fanden die ersten Nymphenburger Sommerspiele im Steinernen Saal statt, die sich als eine international anerkannte Kulturinstitution Münchens etablierten. Im Antiquarium fand das Frühjahrssingen, in der Hofkapelle das Weihnachtssingen statt. Dann nach 50 Jahren Restaurierungsarbeiten und Bestehen der Freunde der Residenz sollte der Verein 1995 aufgelöst werden. Es kommt aber nicht zur erforderlichen 2/3 Mehrheit, die Münchner wollen sich weiter engagieren. So wird der Verein bis heute fortgeführt. In seinem Logo befindet sich der aus der Asche aufsteigende Vogel Phönix, der auf seine Herkunft hinweist. In der Zuversicht in die Kraft der Kultur und als Symbol für Aufbruch und den Lebensmut engagierten sich die Münchner damals in schweren Zeiten, damit ihre Residenz nicht verschwand, und dieses Engagement wird auch in der Gegenwart fortgeführt, damit die Kunst und Kultur in ihrer Stadt erhalten bleibt. So veranstalten die Freunde der Residenz Besichtigungen, Führungen, Wochenendreisen, die den Mitgliedern vorbehalten sind und besondere Einblicke in die Bauwerke, Gärten und Seen der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen gewähren. Sollte es Ihr Interesse geweckt haben, so gehen Sie einfach auf die Website www.freunde-der-residenz.de
Von Barbara Frua