Artikel vom 06.03.2019
Kommunalpolitischer Aschermittwoch
Landrat Siegfried Walch sprach über die erfolgreiche Landkreis-Politik, lobte die gute Zusammenarbeit im Kreistag und kündigte zahlreiche Investitionen für die Zukunft an
Grabenstätt. Während beim Politischen Aschermittwoch in Passau verbale Angriffe auf die politischen Gegner, markige Stammtisch-Sprüche und der Europawahlkampf für Schlagzeilen sorgten, stand beim traditionellen Kommunalpolitischen Aschermittwoch der CSU Grabenstätt die Sachpolitik im Landkreis im Vordergrund. Landrat Siegfried Walch stellte die gute Zusammenarbeit zwischen den Kreistagsfraktionen heraus, freute sich über die erfolgreiche Landkreispolitik und zeigte die Herausforderungen und Ziele für die Zukunft auf. Mit der Tradition brach man ein wenig, denn um ein Zeichen für die heimische Wirtschaft zu setzen, ging die Veranstaltung erstmals in seiner über 35-jährigen Geschichte nicht in einem Grabenstätter Wirtshaus, sondern in der Firma Gienger Haustechnik in Erlstätt über die Bühne. „Die zentral im Landkreis gelegene Firma Gienger ist mit seinem Versorgungslager für das Handwerk und die Bürger in der Region ganz wichtig“, so CSU-Ortsvorsitzender Florian Hille.
„Wir stehen aktuell in der Region so gut da wie nie, wirtschaftlich, sozial und ökologisch, wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit, die höchste Beschäftigungsquote und die jungen Leute haben beste Chancen“, wandte sich Landrat Siegfried Walch eingangs an die rund 120 Gäste. Dass man zu einer der stärksten Wirtschaftsregionen Europas zähle, sei „das Ergebnis harter Arbeit über Generationen hinweg“ und dies gelte es in einer Zeit des Wandels fortzuführen, so Walch. Den Mittelstand bezeichnete der CSU-Kreisvorsitzende „als Rückgrat der starken Wirtschaft“ und das duale Ausbildungssystem „als Grundlage für unseren Wohlstand“. Man wolle das Zentrum für Ausbildung in Südostbayern werden, so Walch. In Traunstein plane man zudem einen Wohncampus für Berufsschüler. Handwerk, Handel und Industrie würden die Ziele unterstützen. Mit dem gegründeten Zweckverband Heimat.Chiemgau wolle der Landkreis für 33 Millionen Euro über 200 Wohnungen bauen, die auch für junge Leute bezahlbar seien.
Seit Beginn seiner Amtszeit 2014 sei die Verschuldung des Landkreises von gut 70 auf 49 Millionen Euro reduziert worden, allein im Vorjahr um knapp zehn Millionen Euro, erinnerte Walch. Trotzdem habe man auch Vermögen aufgebaut und werde so viel wie noch nie in die Zukunft investieren – 55 Millionen Euro im laufenden Jahr. Um die Kommunen zu entlasten, sei der Kreisumlage-Hebesatz bereits auf 49,5 Punkte gesenkt worden. Jeder junge Mensch habe in der Region seine Chance verdient und deswegen gebe man heuer 16 Millionen Euro für die Jugendhilfe aus. „Auch mit ihrer/eurer Arbeit in den Vereinen gebt ihr jungen Leuten Orientierung“, lobte Walch. Was man mit Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement erreichen könne, habe man jüngst auch bei der Bewältigung des Schnee-Katastrophenfalls gesehen, bei dem rund 10.500 Freiwillige im Einsatz gewesen seien. Ein Sonderlob erhielt die Feuerwehr Erlstätt, die die Einsätze im Landratsamt koordinierte. Im Gegensatz zu einigen überregionalen Medien („Chaos“), habe die regionale Presse angemessen berichtet, so Walch.
Mit Blick auf das Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ meinte Walch, dass er sich über den Grundgedanken sehr gefreut habe, denn wenn man die Heimat schützen wolle, müsse man auch die Natur schützen. Kritisch sah er aber einige Formulierungen im Volksbegehren und die geführte Debatte, in der Menschen gegeneinander ausgespielt worden seien. Es gelte stets gemeinsam nach den besten Lösungen zu ringen, anstatt auf Schwarz-Weiß-Malerei und Polarisierung zu setzen. Äußerst positiv sah Walch die Entwicklung der Kliniken Südostbayern AG, die für die Zukunft gut aufgestellt sei. Der Landkreis sei zudem der einzige in Oberbayern, der Kreisaltenheime betreibe und das „wirtschaftlich und langfristig nachhaltig“, so Walch. Für die Zukunft stellte er in Sachen Kurzzeitpflege eine engere Kooperation zwischen den Kreiskliniken und Kreisaltenheimen in Aussicht, um die Zeit zwischen der Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus und dem Rehe-Antritt zu überbrücken. Bürgermeister Georg Schützinger lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis und erwähnte exemplarisch den heuer anvisierten Bau des Geh- und Radweges an der Kreisstraße TS 54 in Erlstätt. Er komme beruflich viel in der Welt herum und sei immer froh, wenn er in den „in allen Bereichen gut funktionierenden Landkreis Traunstein“ zurückkomme, wo „eine mit Menschenverstand betriebene Politik den Bürgern Sicherheit und Stabilität gibt“, stellte CSU-Ortschef Hille fest.
Vor der Veranstaltung konnten sich die Besucher bei Führungen ein genaues Bild von der Firma Gienger machen, die, wie Geschäftsführer Wolfgang Irlacher bei der Begrüßung erwähnte, seit 1977 in der Gemeinde ansässig sei, rund 200 Mitarbeiter beschäftige und seit jeher viel Arbeit in die Ausbildung stecke. Letzteres sei eine gute Investition in die Zukunft, betonte Irlacher. Eine große Herausforderung sei die fortschreitende Digitalisierung. Zudem werde man alles dafür tun, dass die Kaufkraft in der Region bleibe. Für die zünftigen Klänge sorgte die Musikkapelle Grabenstätt. Auch für das leibliche Wohl der Gäste war bestens gesorgt. mmü