Artikel vom 15.01.2019
Kommunalpolitischer Stammtisch
Hoffnung auf baldiges Wasserschutzgebiet um den Brunnen „Eggerhauser Holz“ – Gemeindliche Wasserversorgung Grabenstätt
Mehrheitlich mit 11:5 Stimmen hat der Gemeinderat im vergangenen November den Wasserschutzgebietsvorschlag für den Einzugsbereich des Brunnens „Eggerhauser Holz“ (gemeindliche Wasserversorgung) abgesegnet. Dass damals fünf Räte überraschend gegen den Schutzgebietsvorschlag stimmten und damit das langjährige Verfahren infrage stellten, stieß nun auch beim kommunalpolitischen Stammtisch der CSU in der Pension Langerspacher auf Unverständnis. „Das Thema fünf Zentimeter vor der Ziellinie abzublasen wäre verheerend gewesen, denn so eine Chance kriegt man nicht mehr“, meinte Roman Metzner. Hans Pertl erinnerte daran, dass Diplom-Ingenieur Alexander Thiele bei der Vorstellung des Wasserschutzgebietsvorschlages im Gemeinderat das Grundwasservorkommen in Marwang als „Schatz“ bezeichnet habe, den es zu hüten gelte. Es sei wichtig, so Pertl, dass man in der Gemeinde mit dem Wasserbeschaffungsverband Grabenstätt, der Mühlener Gruppe und der gemeindlichen Wasserversorgung breit aufgestellt bleibe, da es schnell einmal, wie 2017 bei der Mühlener Gruppe geschehen, zu einer Störung kommen könne. Auch die Folgen des Klimawandels (trockene Sommer) müssten beachtet werden, war er sich mit dem CSU-Ortsvorsitzenden Florian Hille einig. Die Qualität des Wassers aus dem Brunnen „Eggerhauser Holz“ sei „exzellent“, nur in alten verzinkten Leitungen (Hausanschlüsse) könne es wegen des leicht erhöhten Nitratgehalts in Verbindung mit der Basenkapazität (überschüssige Kohlensäure) und des Zinkgerieselkoeffizienten zu einer korrosiven Wirkung kommen, so Pertl. Sofern sich in diesen alten Leitungen eine Kalkschicht befinde, wie es bei ihm in Hirschau der Fall sei, sei dies ein guter Schutz, so Franz Wiesholler. Wer trotzdem gesundheitliche Bedenken habe, müsse sich seinen alten Hausanschluss umrüsten lassen, so Metzner.
Zur Erinnerung: Bis Februar 2014 bezogen die Bürger in Hirschau, Hagenau, Marwang, Obereggerhausen, Oberhochstätt und Unterhochstätt ihr Trinkwasser aus dem Brunnen Eggerhauser Holz (gemeindliche Wasserversorgung). Da einige von ihnen die Trinkwasserqualität anzweifelten, wurden die genannten Ortsteile bis Mai 2015 mittels eines vorsorglichen Notverbunds mit Trinkwasser aus der Steinweiher Quelle (Wasserbeschaffungsverband Grabenstätt/WBV) versorgt. Seitdem wird im Verhältnis ein Drittel (gemeindliche Wasserversorgung) zu zwei Drittel (WBV) gemischt. Seit dieser Zeit gibt es auch monatliche Trinkwasseranalysen. Diese ergaben, dass der Nitratwert im Mischbetrieb stets bei zirka 16 bis 17 Milligramm pro Liter liegt, was vollkommen unbedenklich ist. Erst ab 18,5 Milligramm Nitrat pro Liter kann das Wasser in alten verzinkten Leitungen bekanntlich korrosiv werden. Ohne Mischung bewegt sich der Nitratwert im Wasser aus dem Brunnen „Eggerhauser Holz“ zwischen 20 bis 24 Milligramm pro Liter. Der Nitrat-Grenzwert liegt aber erst bei 50 Milligramm pro Liter. Davon ist man in Grabenstätt aber meilenweit entfernt.
Bürgermeister Georg Schützinger erinnerte an die Tektur des ersten Schutzgebietsvorschlags im Jahre 2002 und die vor einigen Jahren veränderten Bewertungskriterien zur Bemessung und Festlegung von Wasserschutzgebieten, infolge dessen die Gemeinde Grabenstätt durch das Landratsamt Traunstein aufgefordert worden sei, die Schutzgebietsgrenzen zu überarbeiten und den Schutzgebietskatalog anzupassen. In Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein seien dann 2014 und 2015 insgesamt fünf zusätzliche Vorfeldmessstellen (Pegel) errichtet und in der Folgezeit zahlreiche hydraulische, hydrochemische und bodenmechanische Untersuchungen und Messreihen durchgeführt worden. Die Gemeinde habe dafür schon viel Geld in die Hand genommen, betonte Schützinger und zeigte sich optimistisch, dass das Schutzgebiet komme, was aber noch dauern könne. Einen Plan B gebe es nicht. Die Schutzzone 1 um den Fassungsbereich des 1999 im Wald bei Tiefenbach gebohrten Brunnens (zuvor kam das Wasser aus einer Quelle) gehöre der Gemeinde, in der Schutzzone 2 gebe es entsprechende Auflagen und in der Schutzzone 3 dürfte es bei normaler Bewirtschaftung keine Probleme geben, so Schützinger. Die wesentliche Fläche sei sowieso Wald. Sollte das Landratsamt den Schutzgebietsvorschlag bewilligen, wären davon trotzdem einige Landwirte in Niederndorf und Kaltenbach auch mit ihren Feldern betroffen. Da sie weit genug vom Brunnen entfernt sind, droht ihnen aber kein Düngeverbot. Hinauslaufen wird es auf freiwillige Vereinbarungen. Auf die Frage von Dieter von Wrede, ob der Nitratwert des Trinkwassers sofort besser werde, wenn man das Schutzgebiet genehmigt bekomme, meinte Schützinger: „Automatisch nicht“. Die Bauern hätten beim Düngen schon jetzt viele Vorgaben zu erfüllen. Wer gegen die geltende Düngeverordnung verstoße, mache sich sogar strafbar, gab Landwirt Wiesholler zu bedenken.
Thomas Langerspacher zeigte sich verwundert darüber, dass es aufgrund der vielen bürokratischen Hürden Jahre oder sogar Jahrzehnte dauere, bis man so ein Trinkwassereinzugsgebiet für die Bürger unter Schutz stellen könne. Wegen der vielen Bohrungen und Tests sowie des Wasserzukaufs vom Wasserbeschaffungsverband Grabenstätt sei der Wasserpreis bereits auf 1,80 Euro pro Kubikmeter gestiegen, mahnte Landwirt Wiesholler an. Vor allem für die Bauern, die 2000 Kubikmeter Wasser im Jahr bräuchten, seien dadurch erhebliche Mehrkosten entstanden, die für viele nicht so leicht zu stemmen seien. mmü