Artikel vom 02.03.2020
Dämmerschoppen in Röttenbach
Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm in Röttenbach
Die CSU Röttenbach hat im Wahlkampfendspurt auf das "soziale Gewissen Bayerns" gesetzt, wie Landtagsabgeordneter Volker Bauer (CSU) den Gast aus Würzburg genannt hat. Die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm war in den Süden des Landkreises Roth gekommen, um den kreisweit jüngsten Bürgermeisterkandidaten der CSU zu unterstützen. "Als ältere Generation können wir viel von den Jungen lernen, wenn wir aufeinander hören. Deshalb ist Christian Riedl die richtige Wahl", hat sie für den 31-jährigen CSU-Kandidaten geworben.
In ihrer gut halbstündigen Rede streifte Barbara Stamm zahlreiche Politikfelder, kam aber immer wieder auf die Kommunalpolitik zurück. "Sie ist das Herzstück der Politik", war sie überzeugt und legte den Verantwortlichen zugleich eine besondere Sorge für Menschen ans Herz, die in bayerischen Städten und Gemeinden ehrenamtlich tätig sind. "Ohne sie könnten wir in den Kommunen einpacken", so die 75-jährige CSU-Politikerin. Als wichtigste Handlungsmittel in einer Gemeinde empfahl sie die Kooperation und den rechtzeitigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern. "Hier hat man es in der Hand, auf die Menschen zuzugehen und sie einzubinden", so Stamm. Dabei müsse man an Runden Tischen nicht diskutieren, was nicht geht, sondern über das reden, was geht, und Kompromisse suchen, schilderte Stamm ihre Vorstellung von gelingender Kommunalpolitik.
Ebenso warb sie für einen Ausbau ambulanter und teilstationärer Angebote zur Versorgung Pflegebedürftiger. "Wir brauchen Tages- und Kurzzeitpflege, damit pflegende Familien entlastet werden und die 700 Seniorinnen und Senioren Röttenbachs so lange wie möglich in vertrauter Umgebung bleiben können", skizzierte Stamm ihre Vorstellung von moderner Altenhilfe. Dabei trat sie auch für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung für Pflege-Fachkräfte ein. "Denn selbst in einer digitalen Zukunft, wird man in der Altenpflege immer die warme Hand brauchen", sagte sie.
Barbara Stamm hob ferner die Bedeutung des Generationenvertrags für eine gerechte Gesellschaft hervor. "Wir müssen die Lebensleistung jener würdigen, die unser Land aus Trümmern und unendlichem Leid wieder aufgebaut haben", erklärte Stamm. Unter Verweis auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur passiven Sterbehilfe trat sie dafür ein, "dem älteren Leben einen noch weitaus höheren Stellenwert" einzuräumen. "Damit aus der Sterbehilfe kein Geschäftsmodell wird", warnte sie.
Christian Riedl griff in seiner kurzen Rede einige Punkte Stamms auf. So trat er für mehr Diskussion mit der Bürgerschaft ein und versprach, als Bürgermeister vor allem bei Großprojekten stets "einen breiten Konsens quer über alle Fraktionen" herstellen zu wollen. Zugleich hoffte er auf mehr weibliche Ratsmitglieder. "Dadurch wird sich unsere Diskussionskultur deutlich verbessern", war Riedl überzeugt.