Artikel vom 30.01.2017
Rund 40 Ehrungen im Schloss Stein
Landrat bedankt sich bei Ehrenamtlichen
Der Landkreis Fürth hat zum vierten Mal im Rahmen eines Ehrenabends Bürgerinnen und Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Landrat Matthias Dießl überreichte im Schloss Faber-Castell an über 40 Personen die Ehrennadeln in Bronze, Silber und Gold sowie die dazugehörigen Urkunden und ein kleines Präsent.Außerdem ehrte er den "Jungen Helden 2016" und den "Stillen Helden 2016", die neben ihren Auszeichnungen auch jeweils einen Scheck von der Sparkasse Fürth in Höhe von 500 Euro erhielten. Das Geld dürfen sie für ihr ehrenamtliches Wirken einsetzen.
Mit einem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eröffnete der Landrat den Ehrenabend: „Unsere Gesellschaft wäre ohne ehrenamtlich tätige Menschen nicht nur ärmer und kälter, sondern sie wäre auch weniger funktionsfähig."
Ehrenamtliche Arbeit in all ihren Facetten und Tätigkeitsfeldern sei Ausdruck von Verantwortungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, von Solidarität mit der Gemeinschaft. „Ehrenamt bedeutet, dass jemand etwas kostenlos tut, ohne Bezahlung, Vergütung, höchstens mit einer kleinen Aufwandsentschädigung einfach so – umsonst, nicht aber eben vergebens – eher unbezahlbar und äußerst wertvoll!", so der Landrat.
Matthias Dießl bezog sich in seiner Ansprache auf eine im Jahr 2016 veröffentlichte Ehrenamts-Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), wonach insgesamt 40 Prozent der Befragten 22.000 Menschen angaben, mindestens einmal im Monat anderen zu helfen. Davon gaben vier Prozent an, täglich oder annähernd täglich, 16 Prozent mindestens einmal wöchentlich und 20 Prozent mindestens einmal im Monat anderen zu helfen oder ehrenamtlich tätig zu sein.
Auch jüngere Menschen engagieren sich Ehrenamtlich: In der Altersgruppe der 15 bis 19-Jährigen geben bei der Umfrage neun Prozent an, täglich oder annähernd täglich zu helfen, 20 Prozent engagieren sich mindestens einmal in der Woche und 24 Prozent mindestens einmal im Monat. Ähnlich hoch sind die Prozentwerte bei den 20 bis 29-Jährigen.
Einer dieser jungen Menschen ist der 22 Jahre alte Sven Bissert aus Wilhermsdorf. Ihn zeichnete Matthias Dießl als “Junger Held 2016” aus. Sven Bisserts große Leidenschaft gilt der Jugendarbeit des TSV Wilhermsdorf. Er war Trainer der C-Jugend in der Saison 2013/2014 und 2014/2015. Weiterhin ist er Trainer der Mädchenmannschaft (B-Juniorinnen) seit April 2015. Sven Bissert ist aber nicht nur sportlich fit, er engagiert sich auch in der Funktionärsarbeit - “ohne die Vereine nicht funktionieren könnten”, wie Matthias Dießl sagte. Sven Bissert wurde von Wilhermsdorfs 1. Bürgermeister Uwe Emmert vorgeschlagen.
Es gibt auch viele Ehrenamtliche, deren Arbeit eher im Verborgenen abläuft, deren Arbeit aber dennoch unverzichtbar ist. Diese Beschreibung trifft auf Erika Heußinger aus Oberasbach zu. Sie wurde initiiert durch den Seniorenrat Oberasbach auf Vorschlag von Oberasbachs 1. Bürgermeisterin Birgit Huber als “Stiller Held 2016” geehrt. Erika Heußinger engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich beim Blutspende-Team des BRK und zugleich in der Cafeteria des Willy-Bühner-Heimes Oberasbach. So veranstaltet sie zweimal im Monat im Festsaal des BRK Willy-Bühner-Heimes einen „Filmnachmittag“. Auch ist sie stets zur Stelle, wenn Heimausflüge anstehen. Hier hilft sie den Heimbewohnern, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder auch im Rollstuhl sitzen, um ihnen trotzdem eine Teilnahme an den Heimaktivitäten zu ermöglichen.
Wie der Landrat betonte, spielen Ehrenamtliche für den gesamten Staat eine äußert wichtige Rolle. Mit Blick auf den aktuellen Haushalts-Entwurf sagte Matthias Dießl, dass 81 Prozent der Kreisumlage für soziale Leistungen verwendet werden. Je 1000 Euro seien das 810 Euro. „Doch man kann sich kaum ausmalen, wie diese Zahl aussehen würde, gäbe es nicht die vielen Ehrenamtlichen im sozialen Bereich”, betonte der Landrat.
Das soziale Ehrenamt bezeichnete er als eine Stütze des Sozialstaats. Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit beschränke sich aber nicht auf soziale Aufgaben, sondern umfasst nahezu alle Bereiche der Gesellschaft. Nachdenklich erinnerte Matthias Dießl an das Wort des Jahres 2016: Postfaktisch. Scheinbar interessiere sich jeder nur noch für sich selbst. Auf Facebook und den sozialen Medien könne sich jeder seine eigene kleine Welt zusammenbauen – „oder neudeutsch: jeder kann sich in seine eigene Bubble zurückziehen”. Dank Algorithmen von Facebook & Co. werde in dieser Blase nur das angezeigt, was zur eigenen Weltanschauung passt, egal wie düster diese aussehe. “Wer anderer Meinung ist, wird beschimpft oder einfach ausgeblendet, blockiert”. Doch gerade unterschiedliche Meinungen gehörten zu einer Demokratie, zeichneten Demokratie aus. „Und noch etwas ist ein Merkmal von Demokratie”, betonte Matthias Dießl zum Ende seiner Rede. „Die Demokratie lebt vom Ehrenamt“, zitierte er den ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss.